Junge Menschen in einer Stadt, die sich verändert: durch industriellen Umbruch und durch die Menschen, die sich dort neu ansiedeln. Das ideale Thema für die Kunst, um Tanz, Musik und Film, miteinander zu verbinden. Die Revue „Alles im fluss – Duisburg meine Stadt“ des Jungen Ensembles Ruhr hatte im ausverkauften Kom’ma-Theater Premiere – und wurde von den rund 120 Besuchern kräftig bejubelt und beklatscht.

In fünf Stationen werden Duisburger Schauplätze, Ortsmarken und Treffpunkte in den drei Kunstgattungen thematisiert: Das legendäre Tor 1, von dem Mitwirkende aus Hamborn behaupteten, ihres von ThyssenKrupp sei gemeint, aber auch Huckinger mit dem Standort HKM hätten sich angesprochen fühlen können. Filmisch gemeint war jedoch das unvergessene Stahlofenensemble auf dem alten Krupp-Gelände in Rheinhausen. Wie diese Batterien von Schloten, Maschinenhallen und Kesseln innerhalb von Minuten auf der Leinwand in sich zusammen stürzten – und das bei einer Sirenenmusik wie beim Bombenalarm in einem Krieg, traf viele Besucher doch in Mark und Bein. Das war 25 Jahre nach der Schließung immer noch aufwühlend.

Weitere Stationen in der Revue, auch cineastisch verarbeitet: das Hamborner Pollmann-Kreuz, im Duisburger Norden wesentlicher Verkehrsknotenpunkt und Kommunikationstreff für die Menschen, die Stadtwerke in Hochfeld am Marientor, der Burgplatz und der Rheinpark. Das war oft packend, gefühlsecht und romantisch für die junge Generation.

Die fünf Tänzerinnen unter Leitung von Ulla Weltike zeigten rasante Bewegungen, oft gezielt synchron aber auch in Ausschnitten individuell geprägt. Besonderer Hingucker: der Arbeitsablauf der in Arbeitsjacken gekleideten Banker, die auf ihren imaginären Tastaturen herumhackten, im Stehen, im Gehen und (manchmal) auch im Sitzen, bis ihnen der Stuhl buchstäblich weg gezogen wurde.

Stimmlich fiel gleich zu Beginn Emre Yesilkurt auf, der das Lied „Das Leben ist ein langer Weg“ in türkischer Sprache sang: „Schon wenn du geboren bist, ist es ein Hof mit zwei Türen, du musst dich entscheiden!“ Ihren ersten Auftritt hatte die 19-jährige Annika Jung mit „Es waren zwei Königskinder“.

Aus Rheinhausen wirkten die jungen Musiker Sonja Steegmann (Cello) und ihr Bruder Jan (Schlagzeug) mit. Insgesamt fasst das Ensemble einen Pool von rund 60 Akteuren, jetzt wirkten 25 mit. Annegret Keller, zusammen mit Reinhard Kaisers (Niederrheinische Musik- und Kunstschule) und den Marxloh-Flowerz verantwortlich für die Musik, betonte: „Das Stück bleibt offen. Wir bieten im Februar Werkstätten an der Meitner-Gesamtschule und an der Alfred-Hitz-Hauptschule an.“ Dort können junge Leute ihre Ideen einbringen.

Text: Carl Korte (WAZ)